Theodor-Körner-Straße

Optimierte Lösung nicht erreicht

Kommentare (rot) zur Infoseite der Holding Graz Linien (HGL) – Link

Nach Beschwerden über die Variobahn, primär einiger AnrainerInnen in der Theodor-Körner-Straße hat die Holding Graz umfassende Maßnahmen gesetzt, obwohl die Variobahn von Anfang an die gesetzlichen Zulassungskriterien erfüllt hat.

Naturgemäß werden sich primär „AnrainerInnen“ beschweren. Der Zusatz „einige“ ist eine Abschwächung, die nicht angebracht ist, denn Beschwerden kamen auch aus der Körösistrasse, Sackstrasse, Jakoministrasse, Leonhardstrasse und Wetzelsdorf. Der Zusatz „primär“ weist interessanterweise darauf hin, dass sich anscheinend auch andere Personengruppen beschwert haben. Die Medizinische Universität Graz im LKH (MUK) forderte von der Stadt Graz eine Garantie, dass keine Vibrationen in Form von Hauserschütterungen die Gebäude des benachbarten LKHs beeinträchtigen.

Dabei haben Graz Linien, gemeinsam mit dem Hersteller Stadler Pankow GmbH, in mehreren Schritten Optimierungsmaßnahmen für die Variobahn umgesetzt. Bei den Fahrzeugen lagen die Schwerpunkte auf einer weiteren Verbesserung der Dämmung sowie auf den Tests von Federungsmodifikationen unter Beibehaltung eines sicheren Fahrverhaltens.

Es wurde für alle 45 Fahrzeuge folgendes „Graz-Maßnahmenpaket“ beschlossen:

  • weichere Sekundärfeder im Lauffahrwerk zur Senkung des Geräuschpegels während der Fahrt
  • weichere Primärfeder im Lauffahrwerk zur Senkung der Vibrationen
  • Einsatz neuer Räder mit weicherer Charakteristik zur Dämpfung und gegen Vibrationen
  • Austausch der Metallelemente bei der Anlenkung gegen PU-Elemente (Elemente aus Plastikmasse) zur Geräuschsenkung
  • Neues Tilgersystem an den Rädern (= dynamische Dämpferelemente) zur Senkung der Vibrationen

Bereits diese Maßnahmen haben Optimierungen im Bereich Schall- und Erschütterungen bewirkt.

Diese „Optimierungen“, eigentlich wäre der richtige Begriff „Verbesserungen“, sind jedoch, falls überhaupt wahrnehmbar, nicht ausreichend um den Stand der Technik der Vorgängermodelle Cityrunner (CR) zu erreichen. Als „Optimum“ kann das Ergebnis sicher nicht bezeichnet werden.

Auftreten einer besonderen und unvorhersehbaren Situation im Untergrund

Zusätzlich zu den Optimierungsarbeiten am Fahrzeug wurde darüber hinaus das Schienenbau- und Sanierungsprogramm der Holding Graz geändert:

Der Sanierungsabschnitt Theodor-Körner-Straße im Bereich Robert-Stolz-Gasse bis Maut Andritz – im Schienenbauprogramm erst für 2015 vorgesehen – wurde auf 2012 vorgezogen. Dafür wurde das im gesamten Grazer Stadtgebiet erfolgreich eingesetzte Masse-Feder-System (ein bautechnisches Verfahren, mit dem die Übertragung von Erschütterungen bei Eisenbahnen verringert wird) verwendet. Mit diesem Masse-Feder-System liegen die Graz Linien im österreichweiten Benchmark an der Spitze.

Die Werte der Linzer und Innsbrucker Verkehrsbetriebe werden jedoch von den Grazern nicht übertroffen.

Aufgrund der speziellen Konstellation des Untergrunds in der Theodor-Körner-Straße, erzielte das österreichweit erfolgreiche System unvorhergesehen und erstmalig nicht die gewünschte Wirkung und es kam zu neuerlichen Beschwerden, wohlgemerkt über alle Straßenbahnen.

Die sogenannten „speziellen Konstellationen“ sind nicht so speziell, da es auch in den anderen genannten Straßenbahnstraßen zu Hauserschütterungen kommt.

Es handelte sich also nicht mehr um ein angebliches Variobahn-Problem, sondern um eine unvorhersehbare Besonderheit im Untergrund des Fahrbahnbereichs in diesem Abschnitt.Das Problem der weichen Tonschichten im Untergrund betrifft lediglich diesen kurzen Streckenabschnitt von ca. 400 m. Im Vergleich: Die gesamte Gleislänge beträgt in Graz 74 Kilometer! Verstärkt durch die spezielle Situation der einzelnen Häuser konnten sich so punktuell Probleme ergeben.

Diese sogenannten „punktuellen Probleme“ treten in einer Häufigkeit auf, dass von isolierten Erscheinungen nicht gesprochen werden kann.

Sanierungsmöglichkeiten mit internationalen Experten geprüft

Als weitere Maßnahme haben Graz Linien die zulässige Fahrgeschwindigkeit von 50 km/h im entsprechend betroffenen Streckenabschnitt auf Tempo 30 km/h reduziert. Dass diese Geschwindigkeitsbeschränkung Erfolg hat, zeigen zahlreiche Mails der AnrainerInnen und die gutachterliche Bestätigung.

Mittlerweile wird die Einhaltung der Beschränkung durch die Sicherstellung eines Radargeräts überwacht. Umgehend wurde auch eine Task Force mit internationalen und von der Bürgerinitiative vorgeschlagenen Experten (u.a. das Büro von Dr. Müller-Boruttau aus Deutschland)  einberufen.

Mit dem Ziel, technische Lösungen zu erarbeiten, hat man sich über Monate mit Lösungen befasst. Dabei wurden Bodensondierungen durchgeführt und sechs unterschiedliche Maßnahmen diskutiert und einer Kosten-Nutzen-Rechnung unterzogen.

Die diskutierten Ideen reichten dabei von Sanierungen im Gleisbereich über einen Bodenaustausch bis hin zu einer elastischen Schienenlagerung zwischen Betonplatte und Schiene. Bei einigen der Maßnahmen bewegen sich die Kosten in einer Größenordnung von einigen Millionen Euro. Darüber hinaus stellt sich bei den von den Experten skizzierten Lösungsvorschlägen die Frage, ob diese Baumaßnahmen eine garantierte Verbesserung bringen. Letztlich hat eine Kosten-Nutzen-Risiko-Analyse ergeben, dass die sinnvollste Maßnahme zur Lösung auf diesem Streckenabschnitt ist, dass weiterhin 30 km/h gefahren werden.

Obergutachten bestätigt Einhalten aller Normen

Seitens der Graz Linien wurde Univ.- Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Rainer FLESCH mit der Erstellung eines Obergutachtens über die vorliegenden Messergebnisse beauftragt. Dieses Gutachten bestätigt die positiven Messergebnisse der Graz Linien und  die Einhaltung aller Normen:

„Seitens der Graz Linien wurden auch im österreichweiten Vergleich einzigartige Anstrengungen bei der Herangehensweise zur Lösung des Problems unternommen. Was der Variobahn vorgeworfen wird, ist zum Teil physikalisch gar nicht möglich. Die durchgeführten Untersuchungen bestätigen, dass der Erschütterungs- Ist-Zustand in der Theodor-Körner-Straße bei Einhaltung der Geschwindigkeitsbeschränkung von 30 km/h dem Stand der Technik voll und ganz entspricht“.

Heißt im Klartext: wenn die Variobahn dort mehr als 30 km/h fährt, entspricht sie nicht dem Stand der Technik. Das Problem an den Haltestellen wurde mit dieser Aussage nicht berücksichtigt. Wenn die VB bremst oder beschleunigt, kommt es zu horizontalen Kraftübertragungen die sich als Vibrationen in die anliegenden Gebäude fortsetzen und die Menschen belasten,

Tempo 30 bleibt

Aufgrund der oben genannten Gründe fahren Graz Linien im Abschnitt Theodor-Körner-Straße – wie im gesamten innerstädtischen Bereich – weiterhin mit reduzierter Geschwindigkeit.

Damit werden alle technischen, betrieblichen und rechtlichen Normen eingehalten. Auf den Fahrplan hat dies keine negativen Auswirkungen.

Volleinsatz der Variobahn ab sofort auch an Sonn- und Feiertagen.

Ebenfalls als Entgegenkommen an die AnrainerInnen haben Graz Linien die Variobahn auf den Linien 4 und 5 an Sonn- und Feiertagen nur eingeschränkt eingesetzt. Fakt ist, dass das Unternehmen täglich 300.000 Fahrgäste transportieren muss und einen öffentlichen Auftrag sowie eine Verpflichtung dazu hat!

Gerade für Familien, ältere Menschen und Menschen mit Behinderung stellt die Variobahn das optimale Fahrzeug dar. Daher fahren die Variobahnen ab sofort auch an Sonn- und Feiertagen uneingeschränkt auf den Linien 4 und 5.

Das ist ein offensichtliches Ausspielen zweier berechtigter Interessen gegeneinander. Eine Niederflurbahn stellt ein optimales Fahrzeug dar, also auch der Cityrunner. Wir nehmen nicht an, dass Familien, ältere Menschen und Menschen mit Behinderung explizit mit der Variobahn fahren wollen/müssen.

Weitere Infos, auch für Graz generell, in der Stellungnahme zum Umgebungslärm-Aktionsplan Österreich 2013 Teil 14, Graz-Straßenbahnstrecken. (PDF-Datei, 4 MB)